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Namibia: Araber Safari Lodge


Reisebericht von Denise Neufeld, Dezember 2012 -

Es ist Anfang Dezember als ich in Namibia lande. Im Landeanflug über Windhoek schaue ich meilenweit über die kargen, unbewachsenen Ebenen, die bis an den Horizont reichen. Es sieht alles genauso aus wie man sich die Wüste vorstellt. Nur die dunklen Wolken, die sich über den Hügeln rund um Windhoek zusammenziehen, passen irgendwie nicht ganz in das Afrika-Bild. Im Flugzeug und am Flughafen tummeln sich viele Touristen, unverkennbar dank ihrer perfekt abgestimmten Outfits komplett in beige und khakifarben, inklusive Safarihut natürlich. Es versteht sich von selbst, dass auch ich meinen Hut nicht zuhause gelassen habe und meinen Koffer dem typischen Farbmotto entsprechend packen musste. Für die Tierbeobachtungen sind unauffällige Farben nun mal unerlässlich. Jedoch werde ich nicht wie die anderen Ankömmlinge auf Gruppenbusreise gehen, nein, ich bin zum Reiten hier!
Am Flughafenausgang werde ich herzlich von Sacha empfangen. Sie wird in den nächsten Tagen mein Guide sein und sich voller Hingabe um mein Wohlergehen bemühen. Nach nur einer Stunde Autofahrt erreichen wir unser Ziel: die Araber Safari Lodge.
Mitten in einem 14.000 Hektar großen privaten Tierreservat gelegen schmiegt sich die Lodge und die dazugehörigen Cabins an den Fuß einer Bergkette. Zur anderen Seite hin erstreckt sich ein weites savannenartiges Tal.
Die sehr großzügigen Gästezimmer befinden sich in einzelstehenden reetgedeckten Häusern mit Blick auf eine saftige Grünfläche, auf der sich immer die ein oder andere Antilope tummelt. In jedem Haus befinden sich 4 Gästezimmer, jedes von ihnen mit eigenem Eingang und kleiner Terrasse. Die Wände der Zimmer sind liebevoll mit afrikanischen Tieren bemalt. Die hohen Decken ermöglichen eine angenehme Temperatur. Besonders freue ich mich über das riesige Bett und die Flasche Rotwein, die mir zur Begrüßung bereit gestellt wurde.
Das Haupthaus ist Herzstück der Anlage. Hier befindet sich die Rezeption und der kleine Souvenirladen. Im Restaurant wird morgens das Frühstücksbüffet serviert wird und abends kann à la carte diniert werden. Wer es etwas legerer mag, kann auch im Barbereich speisen. Dieser Teil ist komplett offen errichtet, ohne Hauswände, mit Blick auf den kleinen Teich und die Antilopen, die sich vor allem bei Einbruch der Dunkelheit hier einfinden.
Der Pool und die dazugehörige Sauna sorgen für Entspannung und Erfrischung.
Die Lodge wurde 1989 von einem deutsch-österreischerischem Besitzerehepaar als Rinderfarm gekauft. Das Rindergeschäft lief schleppend. Der Viehbestand wurde immer kleiner, bis man sich schließlich ganz zur Aufgabe entschloss und das Anwesen zu einem Tierreservat mit Gastgewerbe umfunktionierte. Kilometer an Zäunen wurden beseitigt und nach und nach stießen immer mehr Wildtiere zu dem Bestand hinzu. Heute hat das Reservat eines der artenreichsten Tiervorkommen aller Lodges in Namibia und beheimatet Nashörner, Giraffen, Säbelantilopen, Oryxe, Gnus, Elands, Kudus,Krokodile, Löwen, Leoparden, diverse kleine Antilopen, unzählige Vögel und viele weitere Tiere.
Nicht nur ausländische Gäste verbringen hier ihre Ferien, auch einige Namibier aus Windhoek kommen gerne an den Wochenenden hierher.
Ich gönne mir ein Erfrischungsgetränk an der Bar, bevor mein erster Ausritt ansteht.
Der Stall ist nur wenige Schritte vom Haupthaus entfernt. Geleitet wird er von der gebürtigen Holländerin Ingeborg und ihrer Nichte Sacha. Als Ingeborg vor gut 10 Jahren nach Namibia kam und die Idee hatte, Gästen Urlaub auf dem Rücken der Pferde anzubieten, sollte es etwas Besonderes und Einzigartiges sein. Ihr reiterlicher Werdegang hatte sie mittlerweile zum Distanzreiten geführt. So entschied sie sich für Araberpferde für ihren Betrieb. Heute zählt die Herde rund 24 Araber, die meisten von ihnen sind reinrassig und stammen aus den edelsten Blutlinien. Es gibt auch eine Reihe an Jungpferden, die aus der eigenen Zucht stammen. Ingeborg und Sacha sind beide aktive Distanzreiter und nehmen regelmäßig an Wettkämpfen teil. Dadurch sind alle Pferde in einem Top-Zustand – sehr ausdauernd, fit und ausgeglichen.
Die gepflegten Stallungen sind in Anlehnung an den arabischen Baustil errichtet. Hohe Wände, großzügige Boxen bieten den Pferden nachts Schutz, tagsüber stehen sie auf den Paddocks. Ein Teil der Herde lebt immer zeitweise halbwild in den Bergen des Reservats. Vor allem die Jungtiere und Neuankömmlinge kommen dort zum ersten Mal in Kontakt mit den Wildtieren und können sich so ohne Stress an Giraffen und andere ungewöhnlich aussehenden Kreaturen gewöhnen.
Meine ersten Ritte führen mich in die Savanne. Auf herrlichen Sandwegen reiten wir vorbei an unzähligen Akazienbäumen und sehen nach nur wenigen Metern schon die ersten Tiere. Eine Giraffenfamilie lässt sich durch uns nicht stören und knabbert genüsslich an ein paar Zweigen, eine Gnuherde rennt an uns vorbei, um uns dann aus sicherer Entfernung zu beäugen, die kleinen Springböcke würdigen uns keines Blickes im Gegensatz zu den beeindruckenden Oryx-Antilopen, die uns nicht zu nahe kommen lassen. Eine majestätische Säbelantilope posiert für uns unter einem schattenspendenden Baum, als wisse sie genau wie beeindruckend sie mit ihren riesigen geschwungenen Hörnen wirkt, ein Eland-Paar läuft im Galopp neben uns her. Hinter jedem Baum und hinter jedem Hügel wartet eine neue Überraschung! Sacha erklärt mir viel zu den jeweiligen Tierarten und Ihren Lebensräumen.
Da alle Tiere sich frei im Reservat bewegen können, kann man nie 100%ig sagen, welche Tiere man zu Gesicht bekommt. So bleiben mir die Nashörner leider verwehrt, die sich am anderen Ende des Reservats aufhalten.
Unser Pferde sind äußerst gehfreudig und laufen fleißig, sind dabei aber immer entspannt und leicht kontrollierbar. Ich genieße die langen Galoppaden auf meiner Stute. Die maßgefertigten Endurancesättel mit den dicken Schaffellauflagen sind bequemer als jedes Sofa!
Der zweite Teil meiner Ausritte führt uns in die Berge. Hier warten zwar weniger Wildtiere auf mich, dafür aber ein komplett anderes Terrain mit grandiosen Ausblicken über das weite Tal und die Bergkette. Insgesamt sind Ingeborg und Sacha sehr flexibel und haben die Möglichkeit auf alle Wünsche Ihrer Gäste einzugehen was das Ausreiten betrifft. Ob nun kürzere Ritte oder Tagesritte, Berge oder Flachland, flott oder gemütlich – fast alles ist möglich! Wer sich im Distanzreiten versuchen möchte, kann auch dies tun. Es werden sogar auch Teilnahmemöglichkeiten an Wettkämpfen angeboten. Mehrmals im Jahr bietet die Araber Safari Lodge auch einen Bergtrail an, bei dem man an 3 Tagesritten zu zwei angrenzenden Nachbaranwesen reitet und so auch in den Genuss zwei anderer Lodges kommen kann.
Eine ganz besondere Überraschung wird mir eines Abends zuteil: Als wir von unserem Nachmittagsausritt in den Stall zurückkehren, trauen wir unseren Augen nicht, als eine der Stuten völlig unerwartet ihr Fohlen bekommen hat! Das kleine Hengstfohlen sollte eigentlich erst zwei Wochen später das Licht der Welt erblicken. Nun versucht es schon seine vier wackeligen Beine irgendwie zu sortieren und aufzustehen.
Nach ein paar wunderschönen, erlebnisreichen Tagen heißt es dann schließlich Abschied nehmen! Das kalte Deutschland wartet auf mich... vorher muss ich jedoch wegen eines Airline-Streiks noch eine „Zwangspause“ in Windhoek einlegen – genügend Zeit meinen Aufenthalt Revue passieren zu lassen und sich über den nächsten Traumurlaub hoch zu Ross Gedanken zu machen!

Denise Neufeld

Link zur Reise: Araber Safari Lodge