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Südafrika: Wilde Küste Reitsafari


Reisebericht von Lara von Breidenbach, März 2011 -

Nach einer ganztägigen Fahrt mit dem Bus von Durban nach East London werde ich (Lara) dort wärmstens von Julie-Anne in Empfang genommen und auf geht es in einem mit Pferdefutter voll geladenen Jeep auf ihre Farm, etwa eine Stunde von East London. Ab der ersten Sekunde fühle ich mich wohl in Julie-Annes Gesellschaft und nach so viel Zeit in der Stadt ist es wie ein Aufatmen rauszukommen ins Freie und ich bin froh einen Tag vor Trailbeginn angereist zu sein. Auf der abgelegenen Farm begrüßen uns sogleich jede Menge kleiner Hunde sowie vier Freiwillige, die dort zur Zeit ihre Working Holidays verbringen. Sofort fühle ich mich auch hier wie zu Hause und nach kurzer Zeit geht es auf in eine Bar in der Gegend: jeder kennt jeden und ich genieße das ländliche Flair, die entspannte Stimmung und gute Gespräche.

Am nächsten Morgen begutachte ich die Farm bei Tageslicht: Sanft in Hügel eingebettet schmiegt sie sich in eine traumhaft grüne Umgebung mit schöner Aussicht ein. Ein Teil von Julie-Annes Pferden (etwa 35) befindet sich direkt auf der Farm zusammen mit Rindern, die auf den zur Farm gehörigen Wiesen grasen. Das Schöne ist, dass man einfach aus der urig gemütlichen Farm heraus spaziert und sich sogleich im Stall befindet, an den sich nahtlos die Koppeln anschließen. Um den sonnigen Morgen zu nutzen, unternehme ich mit Nicky, unserem Reit-Guide für die gesamte Tour, einen schönen Ritt um die Umgebung zu erkunden: Wir reiten durch Rinderherden, vorbei an großen Spinnennetzen und durch die grünen Hügel, die die Lodge umgeben. Ich bin von meinem Pferd und den McClellan-Sätteln begeistert und genieße die Galoppaden über Wiesenwege und durchs Gebüsch. In der Zwischenzeit bereitet die Hausherrin selbst ein herzhaftes Mittagessen für uns zu, während dem wir Emma aus Frankreich, die zweite Mitreiterin der Wilden Küste Tour, kennenlernen. Hiernach begeben wir uns voller Vorfreude nach Kei Mouth, wo Julie-Annes zweiter Teil ihrer großen Pferdeherde auf Koppeln mit Blick übers Meer untergebracht ist, ungefähr 20 Pferde. Neben mehrtägigen Trails werden diese Pferde auch für kurze Strandritte genutzt. Unsere Pferde erwarten uns gesattelt und fertig vorbereitet für die Tour als wir eintreffen. Es kann also ohne Umschweife losgehen, und wir drei Frauen steuern aufs Meer zu, durchqueren den ruhigen beschaulichen Ort Kei Mouth, wo die Welt noch in Ordnung scheint, um danach mit den Pferden auf einer Fähre den Kei River zu überqueren. Was für ein Erlebnis! Emma und ich sind mit Sicherheit aufgeregter als die Pferde, die schon öfters Fahrgäste waren und sogar schon mal allein als blinde Passagiere mitgefahren sind als sie mitten in einer Tour ein Schlupfloch im Zaun ihrer Koppel entdeckt haben und allein nach Hause geeilt sind… Auf jeden Fall ein amüsanter Anblick Autos, Menschen und Pferde zusammen auf einer Fähre vorzufinden. Nun haben wir die Zivilisation hinter uns gelassen und genießen unseren ersten spritzigen Strandgalopp im Schein der Nachmittagssonne. Traumhaft! Den Pferden, die teilweise für Distanzritte ausgebildet sind, scheint es eine genauso große Freude zu bereiten wie uns. Sie sind vorwärtsgehend, gut trainiert, absolut trittsicher und zuverlässig. Ungewohnt sind die Rinder, die man an vielen Stellen am Strand antrifft und die dort die kühlere Luft mit weniger Mücken als im Hinterland suchen. Ansonsten begegnen wir auch in den folgenden Tagen kaum einer Menschenseele – einmal ein Eselkarren mit drei Buben, die Holz aufladen und das ein oder andere Mal ein einsamer Angler. Die Wilde Küste ist in diesem Sinne wirklich „wild“, relativ unerschlossen und Natur pur. Öfters wenden wir uns allerdings auch landeinwärts: zuerst durchqueren wir dann einen stets saftig grünen Landstrich mit Palmen und satter Vegetation, bevor es dürrer wird, je weiter wir ins Landesinnere vordringen. Hier durchstreifen wir auch kleine Ansammlungen von in allen möglichen Farben gestrichenen Rundhütten, wo wir die Freundlichkeit der Xhosa zu schätzen lernen und die Abwechslung in der Landschaft genießen. Oft durchqueren wir Flüsse, die im Gegensatz zu den sie umgebenden trockenen Grasflächen wie Oasen erscheinen, an denen es blüht und gedeiht. Ein anderer Aspekt der Landschaft sind Sanddünen, die wir auf einem Teil der Tour entdecken. Wir fühlen uns wie in die Wüste versetzt, nur der dahinter aufragende Wald erinnert uns an die Realität. Ein weiterer Ritt führt uns in eben diesen Wald, der Erinnerungen an Urwald hervorruft und uns wiederum ein komplett anderes Gesicht der Landschaft der Wilden Küste zeigt. Ein weiterer Vorteil dieser unerschlossenen Gegend sind die unzähligen sandigen Wege, die wir abwechselnd mit Wiesenwegen und natürlich den vielen Strandabschnitten herrlich ungestört entlang reiten können.

Reiten am Meer, Reitsafari Wild Coast Küstenritt und Landesinneres erleben auf Reitsafari in Südafrika Küstenritt und Reitsafari, Wildbeobachtung: Zebras

Ein Tag läuft in der Regel immer nach einem mehr oder weniger ähnlichen Schema ab: Morgens reiten wir gegen 9 Uhr los und sind gute drei Stunden unterwegs um dann in einer langen Pause zu entspannen und uns gegen spätem Nachmittag erfrischt wieder in den Sattel zu schwingen für eine etwas kürzere Runde als am Morgen. Die Reitdauer hängt natürlich davon ab, welches Ziel erreicht werden muss. An einem Morgen starten wir sehr früh, da wir einen Fluss durchreiten wollen, der aufgrund von Ebbe und Flut nur morgens mit den Pferden passierbar ist und bekommen als Belohnung für das frühere Aufstehen ein herrliches Frühstückspicknick mit Blick übers Meer.

Unsere erste Unterkunft ist das Trennery’s Hotel, eine Hotelanlage am Meer gelegen mit vielen einzelnen Einheiten als Zimmer. Der Pool lädt zum Abkühlen ein und vom Büfett traut man sich gar kaum etwas zu nehmen, da es den Eindruck einer Ausstellung an raffiniert drapierten Meeresfrüchten und anderen Köstlichkeiten macht. Was für ein Schmaus! Schön ist, als alle Küchenangestellten aus der Küche kamen um bei fröhlichem und herzlichem Gesang eine Parade durch den Speisesaal zu formen um einem Ehepaar zu gratulieren, dass seine silberne Hochzeit feiert.

Einen Nachmittag gönnen wir unseren Pferden und uns eine Pause und entspannen im Wavecrest Hotel, in dem wir für zwei Nächte untergebracht sind. Wir unternehmen eine Bootsfahrt auf dem tropisch anmutenden Fluss durch die Mangroven, lassen am Pool und in den Jacuzzis (innen und außen) die Seele baumeln, uns mit Massagen verwöhnen und spielen nach einem Sundowner und einem mehr als sättigenden Abendessen (wenn man alle Gänge schafft) noch eine Runde Billiard um uns dann in unsere gemütlichen Rundhütten mit Blick aufs Meer zurückzuziehen, die von außen traditionell und von innen komfortabel gestaltet sind. Im Wavecrest Hotel lassen sich auch ausgiebige Spaziergänge über den Strand und durch die Dünen sowie Kanufahrten unternehmen. Bei Regen gibt es eine sehr großzügig gehaltene, einladende und prachtvoll eingerichtete Lounge mit Kamin und einem Fernsehzimmer.

Unsere letzte Unterkunft ist das Cook Inn Guest House, das genau wie die anderen beiden Hotels außerhalb gelegen ist. Es verleiht unserer Tour den krönenden Abschluss. Tam, die Inhaberin, empfängt uns mit Kaffee und hausgemachtem köstlichen Kuchen. Wir dürfen alle Zimmer inspizieren, bevor sich jeder eins aussuchen darf: Es gibt das Perlhuhn-Zimmer, eine Afrika-Rundhütte, ein antik gehaltenes Zimmer, die Lavender Loft sowie ein „Flaw&Feather“-Zimmer. Jedes der Zimmer ist entsprechend dem jeweiligen Motto eingerichtet und somit ist jeder Raum komplett anders. Drei Zimmer sind mit Küche und zwei mit einem zweiten offenen Stockwerk ausgestattet, sodass es eigentlich keine Zimmer mehr sind, sondern Appartments. Jedes Appartment hat eine eigene Terrasse, die in einen schönen Garten übergeht. Das Haupthaus ist liebevoll mit geerbten Gegenständen eingerichtet und hat somit ein ganz eigenes Flair. Das ganze Grundstück mit den Gebäuden und dem Pool mit angegliederter erhöhter Terrasse wirkt wie eine Oase der Ruhe und Entspannung und Tam verwöhnt uns einfach königlich. Sie kocht selbst und ihre 4-Gänge-Dinners sind eine einzige Symphonie! Ich habe nie so gut in Südafrika gegessen wie im Cock Inn. Kochkünste vom Feinsten! Man spürt die Liebe zum Detail und dass Tam mit Leib und Seele hinter ihrem Guest House steht. Da es zudem die letzte Unterkunft aller Wilde Küste Trails ist (außer in Verbindung mit der Dinaka Safari), würde ich jedem Interessierten empfehlen, darüber nachzudenken hier noch ein oder zwei Nächte länger zu verweilen.

Am letzten Tag werden wir mit dem Wagen vom Cook Inn abgeholt und fahren in das dreiminütig entfernte Endalweni Game Reserve, wo der letzte Teil von Julie-Annes Pferden auf uns wartet (5 Pferde). Hier erwartet uns ein spannender Ritt mit Gnus, neugierigen Giraffen, die uns folgen, Zebras, Antilopen und weiteren wilden Tieren. Dieser letzte Ritt rundet unser Erlebnis der Wilden Küste ab und verleiht der Tour nochmals einen ganz anderen Aspekt, was uns vier komplett verschiedene Reittage beschert und jeden Tag neue Erlebnisse bereitet. Direkt im Reservat gibt es eine Lodge, die so gut wie fertig renoviert ist und somit bald die Gäste beherbergen kann, die die Variante der Wilde Küste Touren wählen, die eine mehrtägige Reitsafari inkludiert. Wir dürfen die Lodge besichtigen und sind begeistert: Helle, afrikanisch modern eingerichtete Zimmer mit Stil und einladenden Terrassen.

Neben den Wilde Küste Touren bietet Julie-Anne auch die Möglichkeit Freiwillige auf ihrer idyllischen Farm zu beherbergen und sogenannte Working Holidays zu buchen. Ich selbst lerne eine Freiwillige kennen, die eigentlich zwei Wochen gebucht hatte und nach einer Woche auf drei Monate verlängert hat… Die Arbeit mit den Pferden, die Gemeinschaft mit anderen Freiwilligen, die Abgeschiedenheit vom eigenen Alltag sowie gelegentliche Begleitung auf den Trails begeistert die Freiwilligen jeden Alters.

Was Nichtreiter anbelangt, ist es kein Problem seine reitenden Gefährten auf den Trails zu begleiten und mit dem Gepäckfahrzeug in die verschiedenen Unterkünfte gebracht zu werden. Diese bieten alle genügend Freizeitaktivitäten an und sind zumeist am Meer gelegen. Die Touren werden schon mit zwei Teilnehmern zu regulärem Preis und ab einer Person mit Aufpreis durchgeführt.

Mein Reitabenteuer an der Wilden Küste war alles in allem ein unvergessliches Erlebnis: ich habe nette Bekanntschaften gemacht, viele Facetten der Wilden Küste kennengelernt, in einzigartigen Unterkünften entspannt, die Abgeschiedenheit vom Rest der Welt genossen, mich kulinarisch verwöhnen lassen und tolle Pferde geritten.

Lara von Breidenbach

Link zu den Programmen: Strand- und Wildnis-Reitsafari