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Botswana Tuli Reitsafari: 24h 7 Tage Nonstop-Buscherlebnis


Reisebericht von Lara von Breidenbach, Mai 2011 -
Das Brüllen eines Löwen, der Schrei einer Hyäne, das Trompeten eines Elefanten, feines Getrappel eines Buschbocks, genüssliches Schnauben eines vollgefutterten Pferdes und das Ganze in steter Begleitung von Vogelgezwitscher und –gezirpe – das ist, was nachts in unseren Ohren klingt, wenn wir uns in unseren Zelten oder unter dem Sternenhimmel gemütlich zu unserer Wärmflasche unter die warme Bettdecke kuscheln. Am nächsten Morgen weckt uns dann der betörende Duft frischen Kaffees oder Tees, und - hat man draußen übernachtet - erblickt man mit dem ersten Augenaufschlag ein loderndes Feuer - was für ein erfüllendes Gefühl eine weitere Nacht mitten im Busch verbracht zu haben!

Aber nun von Beginn an: Ich befinde mich auf der Tuli Reitsafari im weitläufigen Mashatu Wildtierreservat, das zum Northern Tuli Game Reserve gehört, was 70.000ha unendliche Weite bedeutet ohne jegliche Absperrungen oder Zäune – unberührte Wildnis pur! Nachdem alle Mitreiter der Safari in einer Seilbahn den Fluss Limpopo und somit auch die Grenze zwischen Südafrika und Botswana auf abenteuerliche Weise überquert haben und beim Stall, der nur ein paar Minuten vom Grenzposten entfernt ist, versammelt sind, geht es auf einen ersten kurzen Einführungsritt, bei dem auch die Pferdeeinteilung überprüft wird. Hiernach schwingen wir uns in einen Safari-Jeep und auf geht es in das großzügig angelegte Two Mashatus Camp, das einzige feste Camp, in dem wir auf dieser Tour unterkommen werden. Die Zelte sind ein Stückchen über dem Boden errichtet und bieten allen Komfort, den man sich so weitab von jeglicher Zivilisation wünschen kann: eine kleine Veranda, ein geräumiger Schlafraum sowie ein dezent abgetrenntes Bad. Läutet man mit einer Glocke, entzündet einer der heiteren Camp-Mitarbeiter ein Feuer hinter dem Zelt, sodass man unter offenem Himmel die heiße Freiluftdusche genießen kann. Und was für ein Erlebnis das ist! Ich habe mich göttlich gefühlt, als ich nach dem fabelhaften Abendessen das Wasser über mich plätschern lasse, während ich gedankenverloren in den sternenübersäten Nachthimmel starre.

Der nächste Morgen beginnt noch in der Finsternis, dafür aber mit einem heißen Tee, der mir ans Bett gebracht wird. Rasch packe ich meine Sachen zusammen und begebe mich in das „Wohnzimmer-Rondavel“, wo das Frühstück wartet. Gestärkt geht es danach im Jeep zurück zum Stall, wo unsere Reitsafari, nach ein paar Sicherheitshinweisen Löwen und Elefanten betreffend, startet. Unsere Truppe setzt sich zusammen aus West, unserem Guide, Mpho, dem Backup-Guide sowie Chelsia und Erik aus den USA, Claire aus Frankreich und Belinda aus Großbritannien. Die Gruppe wächst sehr schnell zusammen in der kurzen Zeit - wir lachen viel und verbringen schöne Stunden gemeinsam am Lagerfeuer. Chelsia und Erik habe ich nach der Reittour auf deren Einladung hin auch noch in Johannesburg besucht, wo sie zu der Zeit gearbeitet haben.

Aber zurück in den Busch - ich reite Big John, den ich sogleich lieb gewinne und der nicht schlecht Eindruck auf uns Reiter macht, als er sich bei der Durchquerung eines Flusslaufs ohne jegliche Vorwarnung ins Wasser plumpsen lässt und dann auch noch Anstalten macht sich zu wälzen – sehr charmant! Er bringt uns oft zum Lachen und beweist viel Charakter – wo die anderen Pferde nachts friedlich und still auf dem Boden liegen und seelenruhig schlafen, streckt Big John, der Täufer (so wird er tatsächlich genannt), alle Viere von sich schnarcht – laut und genüsslich. Beim Galopp strotzt er oft nur so vor Energie und in den Pausen werde ich stets in sehnsüchtiger Erwartung der Hälfte meines Apfel mit großen treuen Kulleraugen angestarrt - so als könnte er kein Wässerchen trüben. Es ist, als hätte jeder von uns das passende Pferd – alle sind wir hochzufrieden mit unseren umgänglichen und ausgeglichenen Begleitern. Bemerkenswert ist, wie sie trotz der teilweise siebenstündigen Tagesetappen wieder jeden Morgen aufs Neue in Höchstform für die Anstrengungen in der Hitze gewappnet sind. So schwelgen wir auf den Ritten von Camp zu Camp regelmäßig in ausgiebigen Galoppaden, an denen sich Pferd und Reiter gleichermaßen erfreuen. Auf einem Ritt bietet sich uns sogar mehrmals die Möglichkeit über Baumstämme zu springen – was für ein Spaß!

Nach einem ersten eindrucksvollen Ritt durch eine sagenhafte Landschaft – die sich während der Safari noch des öfteren ändern soll - kommen wir müde aber glücklich in unserem ersten mobilen Camp an, wo auch schon ein köstliches Mittagsmenü auf uns wartet, das wir dankbar genießen. Danach haben wir bis in den Nachmittag hinein Zeit für eine Siesta oder ein gutes Buch; duschen können wir in einem einfachen Duschzelt, dessen Eimer mit heißem Wasser für uns aufgefüllt wird. Während die anderen Gäste in ihren Zelte unterkommen, ziehe ich es vor, mein Lager draußen im Freien zu beziehen. Einfach herrlich im Freien auf seinem bequemen Bett zu liegen, dem Rascheln der Blätter zu lauschen und verträumt in die Baumwipfel zu blicken...

Spätnachmittags geht es nach Kaffee und Kuchen auf einen kleinen Spaziergang durch den Busch. Überwältigt von einem atemberaubenden Sonnenuntergang kehren wir voll freudiger Erwartung des Abendessens zum Camp zurück und werden alles andere als enttäuscht. Fantastisch, welch herrliche 3-Gänge-Menüs das Küchen-Team mitten in der Wildnis für uns zu zaubern weiß!

Nach einer ersten Nacht unter freiem Himmel unmittelbar neben den angebundenen Pferden geht es am nächsten Morgen beschwingt auf unseren nächsten Ritt, der uns in das - meiner Ansicht nach – stimmungsvollste Camp bringt: Kgotla. Hier schlafen wir alle rund um ein Feuer innerhalb eines mannshohen Palisadenzaunes – ein Ort, der früher als Gerichtsstätte für die Einheimischen gedient hat. Hier finden wir herkömmliche Duschen vor, die zwar durch Holzwände voneinander abgetrennt sind, aber zu unserer Freude unter freiem Himmel erbaut sind. Von Kgotla aus geht es an den beiden Abenden, die wir dort verbringen, mit dem Jeep zum Fuße zweier mächtiger Hügel, die wir freudig erklimmen. Oben angekommen lassen wir uns dann mit einem erfrischenden Cider in der Hand von den feurigen Farbenspielen der Sonnenuntergänge den Atem rauben – Momente, die sich einprägen, vor allem wenn man in den weiten Ebenen, die sich unter einem erstrecken, noch die ein oder andere friedlich grasende Tierherde erspäht.

Die Wildtierfülle ist enorm - auf unseren Ritten erleben wir hautnah die kleinste hier auftretende Antilopenart, den flinken Steenbok sowie auch die größte – die prächtige Eland-Antilope. Daneben treffen wir auf unserer Reitsafari natürlich auf viele weitere Antilopen wie beispielsweise das elegante Kudu, das weit verbreitete Impala, zutrauliche Buschböcke in Kgotla sowie den scheuen Klipspringer. Erstaunen sollen uns die ungewöhnlich großen Ansammlungen von Giraffen, die uns immer wieder aus einem gewissen Sicherheitsabstand neugierig beäugen sowie misstrauische Zebratruppen, die sich hüten uns zu nahe zu kommen. Respekteinflößend sind die Begegnungen mit den mächtigen Elefanten, die wir alleine aber auch im Herdenverband antreffen. Sind Sie gerade genüsslich am Fressen und wagen wir uns nicht zu nah heran, so lassen sie sich gern ohne weiteres von uns beobachten. Einmal stoßen wir jedoch unabsichtlich auf einen Elefanten im Gebüsch, der - wie wir - eines der ausgetrockneten Flussbetten durchqueren will – spätestens nach seinem lautstarken Trompeten begeben wir uns im Handumdrehen auf den Rückzug aus seinem Territorium. Dieser prustende Elefant bringt Big John leicht aus der Fassung, eine andere hautnahe Begegnung soll ihn aber völlig kalt lassen: Eine dreiköpfige Hyänenbande gibt uns Gelegenheit sie eingehend zu studieren, als wir sie eines Morgens überraschend im hohen Gras antreffen. Es lässt sich nicht genau festmachen, wer nun wen mehr anstarrt –sogar die Pferde sind ganz gebannt als sich die drei Gefährten immer näher an uns heranschleichen. Auf einem Ritt sichten wir aus der Ferne ein Krokodil im Wasser – ob Big John das dennoch zum Baden reizen würde? Ein anderes Mal erhaschen wir einen kurzen Blick auf einen Leoparden – was für eine Aufregung! Allerdings muss uns West erst mitteilen, dass es sich bei der huschenden Gestalt um ein solches Tier handelt – es war also wirklich nur ein flüchtiger Schatten. Für immer wieder lustige Begegnungen sorgen die fröhlichen Warzenschweine, die entweder mit den Vorderbeinen auf dem Boden kniend hektisch am Gras knabbern oder aber mit hoch erhobenen wackelnden Schwänzchen - in geordneter Formation selbstverständlich - in das Gebüsch davontraben. Amüsant zu beobachten sind zudem die munteren Erdmännchen, wie sie flink über den trockenen Boden hin- und herhuschen, sich aufrichten und unerklärlich schnell wieder verschwinden. Auch die trägen Affen wissen uns zum Schmunzeln zu bringen mit ihrem Verhalten. Prachtvolle Erinnerungen sollen uns die Vogelsträuße liefern, als wir sie eines Abends in ihrem gewandten Gang in die Dämmerung entschwinden sehen.

Das Landschaftsbild, das ich im Mai von der Region gewinne, ist sicherlich der Jahreszeit entsprechend: Der Boden ist insgesamt sehr trocken, somit wird im Galopp gerne Staub aufgewirbelt, Gras kommt nur noch in der Nähe von Wasser vor. Ansonsten wachsen vereinzelt Büsche und Bäume auf den sandigen Böden, und an den vielen – mittlerweile zumeist ausgetrockneten - Flussbetten treffen wir auf eine noch gedeihende Vegetation. Zudem durchstreifen wir auch wortwörtlich den „Busch“ – dichtes Buschland gekennzeichnet durch sattes und kräftiges Grün. An den Berghängen treten vereinzelt die sagenumwobenen Baobab-Bäume auf und auch die mächtigen Mashatu-Bäume sind äußerst beeindruckend. Alles in allem ergibt sich ein sehr stimmiges Bild und aufgrund der jahreszeitlich bedingten Kargheit der Gegend kann man die Wildtiere besonders gut beobachten. In gewisser Weise ist es so, wie ich mir Afrika als kleines Kind vorgestellt habe – wunderschön.

Unser letztes Camp ist in der Nähe eines Flusses, weswegen es hier nachts etwas kälter wird als wir es von den bisherigen Schlafstätten gewohnt sind. Allerdings tut dies der guten Stimmung keinen Abbruch, denn von hier aus geht es an einem Nachmittag auf eine Jeep-Safari, die keiner von uns je vergessen soll: Dank Dix, dem erfahrenen Safarileiter, schaffen wir es tatsächlich in wenigen Stunden einen Leoparden zu entdecken, acht alten und jungen Löwen beim Schmaus einer erlegten Eland-Antilope Gesellschaft zu leisten und drei Geparden bei dem Versuch ein Zebra zu erlegen aufgeregt zu beobachten. Dabei scheut er keine Mühe seinen sperrigen Wagen in engstes Dickicht zu manövrieren um möglichst nah am Geschehen zu sein. Die Katzen scheinen sich auch nicht sehr für unsere Gesellschaft zu interessieren – so hat der prächtige Leopard nur ein müdes Gähnen für uns übrig, als er seinen Blick auf uns richtet. Die trägen Löwen sind schon fast in Reichweite für uns, und es verursacht Gänsehaut, wenn sie einem in die Augen zu schauen scheinen... Die aufgeweckten Geparden scheinen uns gar nicht zu bemerken als wir sie – nun schon in der Dunkelheit – mit einem Spotlight anstrahlen um ihre geschmeidigen Bewegungen zu bewundern. Als hätten die Raubkatzen nicht schon genug Eindruck hinterlassen, begegnen wir auf der Fahrt zurück ins Camp noch zwei alerten Wildkatzen. Ganz zu Beginn des Game Drives konnten wir ganz nah an einen dösenden Schakal heranfahren, der uns nur mal eben zublinzelte um dann wieder friedlich in Schlaf zu verfallen. Im Schein der untergehenden Sonne haben wir außerdem zwei eindrucksvolle Elefantenherden an uns vorüberziehen sehen - eine davon war so groß, dass wir sie gar nicht komplett sehen konnten. Es ist ein weiteres Bild, dass sich uns einprägt, als die Matriarchin mit ihren vielen Herdenmitgliedern von goldig klein bis furchteinflößend groß hinter einem Fluss im goldenen Sonnenlicht vorbeischreitet.

Nach einer letzten Nacht im Busch heißt es für mich am nächsten Morgen Abschied nehmen, da ich wieder nach Südafrika zurück muss. Und der Abschied fällt schwer - das Camp-Team stimmt noch ein Lied für mich an und das ein oder andere Auge beginnt zu glänzen – wie schnell haben wir uns doch alle ins Herz geschlossen!

Auf der holprigen Fahrt mit David zur Grenze, in der Seilbahn über dem Limpopo und später in meinem kleinen Mietwagen verhallt die Freude noch lange nicht über das Erlebte und ein bisschen Wehmut bleibt, nun wieder in einem Haus und nicht mehr unter freiem Himmel zu nächtigen. Es hat sich so richtig angefühlt im Einklang mit der Wildnis zu leben (und natürlich auch im Einklang mit Big John).

Lara von Breidenbach

Link zum Programm: Tuli Reitsafari