Home >

Botswana Okavango Delta: Abenteuer-Reitsafari im Garten Eden


Reisebericht von Lara von Breidenbach, Juni 2011 -


Der Motor brummt, der Propeller schlägt und schon heben wir ab in die Lüfte – was für ein berauschendes Gefühl! In einem Charterflieger geht es von Maun ins Macatoo Camp mitten ins Okavango Delta und ich bin gespannt auf eines der tollsten Abenteuer, das ich je erleben soll. Schon vom Flieger aus kann ich eine Büffel- und eine Elefantenherde beobachten – aus was für einer fantastischen Perspektive!

Nach einer halben Stunde landen wir am Airstrip des Camps, wo mich auch schon Bongwe mit einem kühlen Getränk freudestrahlend erwartet. Wir schwingen uns in den Jeep und machen uns auf den holprigen Weg Richtung Camp – was ich nicht wusste: Nach einer Weile steigen wir in ein Boot um, da aufgrund der Flut das Camp nicht mehr anders zu erreichen ist. Die Flut ist dieses Jahr stärker denn je, erzählt mir später John, der Besitzer des Camps. Aber zuerst einmal genieße ich eine flotte Fahrt durch hohe Gräser, die weit aus dem funkelnden Wasser herausragen und staune nicht schlecht, wie schnell Bongwe durch das „bewachsene“ Wasser rast und genau weiß, wo er hinmuss. Unterwegs treffen wir auf eine einsame Giraffe, die gerade dabei ist, die breite Wasserfurt zu durchqueren. Genau wie wir sie, entdeckt sie uns, bleibt stehen und mustert uns neugierig - wohl um abzuwägen, was sie von uns halten soll. Nachdem sie uns ausreichend inspiziert hat, wendet sie sich wieder von uns ab und schreitet in hohen Schritten Richtung Festland davon. Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen – es schaut eigenartig aus wie dieses doch eigentlich so anmutige Tier die Beine bei jedem Schritt seitlich aus dem Wasser streckt. Auf jeden Fall ein unvergleichlicher Empfang im Okavango Delta! Auch die herzliche Begrüßung im Camp soll nicht weniger berührend ausfallen: Ein Empfangskomitee erwartet mich am Steg mit einem Erfrischungstuch und heißt mich mit einem liebevoll gesungenen Lied willkommen – ein Moment, den man so schnell nicht vergisst.

John leistet mir danach im gemütlichen „Wohnzimmerzelt“ des Camps bei einem späten Mittagessen Gesellschaft und erzählt mir Interessantes über das Delta bevor er mich durch das Camp und schließlich zu meinem Zelt führt. Dort habe ich etwas Zeit mich auszuruhen bevor es frischen Kaffee und Tee gibt. Das komfortable Zelt mit befestigter Vorterrasse, auf der zwei Liegen stehen, begeistert mich im Nu: Es gibt sogar einen Schrank, einen Schreibtisch, viele Ablagemöglichkeiten, Teppiche sowie ein geräumiges Bad. Die Betten sind unglaublich bequem – alles in allem in keinster Weise mit einem herkömmlichen Camping-Zelt zu vergleichen, dafür ist es viel zu luxuriös ausgestattet und es lässt sich auch an jeder Stelle aufrecht stehen. Ich bin begeistert, dass ich durch die Fliegengitterfenster das Geschehen um das Zelt herum beobachten kann. Nicht selten werde ich im Verlauf der nächsten Woche den ein oder anderen Buschbock direkt neben meinem Bett grasen oder eine Affenbande vorüberhuschen sehen. Auch der sandige Boden im und um das Camp weiß mich zu überzeugen: Er ist so wunderbar fein und es ist einfach ein Genuss barfuss umherzulaufen!

Das idyllische Camp besteht neben den Zelten aus dem schon erwähnten „Wohnzimmerzelt“ mit Bar, wo es eine gemütliche Sitzecke gibt. Direkt am Steg ist ein Stuhlkreis aufgebaut mit einer Feuerstelle in der Mitte, wo sich die Gruppe nach dem Abendessen gerne zusammenfindet. Morgens wird hier auf dem Feuer der Kaffee warmgehalten sowie das Brot getoastet, was dem Frühstück eine besondere Atmosphäre verleiht. Angenehm ist, wenn man beim Abendessen, das immer unter freiem Himmel stattfindet, heiße Kohlen vom Feuer unter seinen Stuhl gelegt bekommt. Traumhaft ist auch das große Sonnendeck mit Pool, Hängematte sowie Sitz- und Liegegelegenheiten, welches mit weitem Blick über die Fluten aufwartet. Hält man sich hier nachmittags auf, ist es kein seltenes Ereignis eine kleine Antilopenherde oder andere Wildtiere vorüberziehen zu sehen.

Vom ersten Ritt an bin ich von den Pferden hellauf begeistert! Im Laufe der Woche werde ich drei der insgesamt etwa 40 Pferde reiten: Simba, Mufasa und Loxley. Simba ist für den ersten Ritt genau der passende Gefährte, da er in jeder Situation die Ruhe bewahrt, aber dennoch Energie und auch Durchsetzungsvermögen zeigt. Mufasa ist einfach zum Verlieben! Aufgeweckt, zuverlässig und energisch reagiert er auf jede kleinste Hilfe wahnsinnig schnell und gewandt. Loxley ist ein hübscher Araber mit viel Charakter und ab der ersten Minute habe ich ihn geliebt! Einmal steigt er bei einer langen und tiefen Wasserdurchquerung, als ich ihn kurz von der Gruppe weglenken soll, was dem Ganzen einen zusätzlichen Adrenalinstoß verleiht, zumal wir sowieso schon bis über die Knie im Wasser versunken waren. Auch das gelegentliche Springen und das häufige Galoppieren durch das viele Wasser bereitet den Pferden und mir große Freude – auch wenn man danach pitschnass ist. Alle Pferde erweisen sich als verlässlich und bewahren auch in extremeren Situationen größtenteils die Ruhe. Einmal trauen wir uns nämlich etwas zu nah an eine Elefantenherde heran, was der Matriarchin gar nicht gefällt, weswegen sie nach dem drohenden Schlagen mit den Ohren zu trompeten beginnt und sich langsam auf uns zu bewegt. Loxley ist seine Nervosität in diesem Moment zwar anzumerken, dennoch hört er auf meine Hilfen, als ich ihn hinter das Pferd des Backup Guides reite um von den Elefanten davonzugaloppieren, während diese von unserem Guide abgelenkt werden. Ein anderes Mal galoppieren wir gerade durchs Wasser, als Bongwe mit seinem Pferd und Mufasa mit mir in ein Loch fallen, woraufhin Bongwe im Wasser landet. Ein kleiner Schreck, der schnell in Lachen überging. Einen etwas größeren Schreck soll mir eine furchteinflößende Begegnung zu Pferd im Wasser bereiten: Simba und ich durchschwimmen gerade eine breite Furt, als Bongwe mich drängt das Wasser zu verlassen. Auf mein Fragen hin, was denn los sei, entgegnet er, dass soeben ein Krokodil nahe von meinem Bein gelungert hätte. Nach diesem Vorfall ist es uns schon etwas mulmig, wenn wir wieder Wasser durchqueren... Mit Mufasa soll ich mein aufregendstes Erlebnis haben, als wir mit vier Giraffen und zwei Zebraherden mitten durch die Fluten galoppieren und er in der Hitze des Geschehens sich den Giraffen bis auf Armeslänge nähert – dies war wohl der unvergesslichste Moment von allen.

Die anderen Begegnungen mit den Wildtieren sind spektakulär und auf jedem Ritt erleben wir etwas Unvergessliches: So sehen wir an zwei Tagen große Büffelherden durch das Wasser galoppieren, hautnah bestaunen wir jede Menge Elefanten – alleine oder in der Herde – was nicht selten Gänsehaut verleiht und uns Respekt einzuflößen weiß. Auch begegnen wir einigen Giraffenfamilien, die wir entweder im Galopp erleben oder aber bei einer ihrer neugierigen Musterungen von uns. Zebras und Büffel sowie die meisten Antilopen lugen eher scheu hinter Büschen hervor um daraufhin vor uns zu flüchten. Die Tsessebe-Antilope allerdings zeigt sich sehr zahm: Einmal entdecken wir zwei mitsamt Nachwuchs auf einem kleinen Hügel kauernd - wir können sogar um sie herumreiten – es scheint sie nicht zu stören. Strauße haben wir einmal in ihrer hohen Geschwindigkeit in der Ferne laufen sehen – ein prächtiger Anblick! Außerdem beobachten wir staunend viele große und kleine Vögel wie mächtige Adler oder farbig schillernde Singvögel.

Im Camp gibt es neben den Buschböcken und Affen noch die Eichhörnchen und Nashornvögel mit ihren roten, weißen und grauen Krummschnäbeln. Sie bringen uns nicht selten zum Lachen, wenn sie sich um Krümel auf der Erde zanken oder das Mittagsbüfett attackieren. Die Eichhörnchen sind sogar handzahm: Hat man etwas Essbares in der Hand, krabbeln sie selbstbewusst an einem empor um sich selbst zu bedienen. Als ich allerdings einmal einem Eichhörnchen eine grüne Paprika hinstrecke, werde ich von messerscharfen Zähnchen in den Finger gebissen – Paprika gehört wohl nicht zu den Leibspeisen.

Die Tafel ist im Okavango Delta stets reich, üppig und fantasievoll gedeckt. Das Mittagsmenü besteht aus kalten und warmen Delikatessen sowie einer Käse- oder Obstplatte und das dreigängige Dinner ist mehr als exzellent - und das alles mitten in der Wildnis! Der Sundowner wird gerne auf dem Sonnendeck gereicht zusammen mit köstlichen kleinen Häppchen, manchmal aber auch in der Lounge des Camps oder ganz woanders, wenn das Abendessen beispielsweise auf einer Insel angerichtet wird, wo man dann mit dem Boot hinfährt.

Einmal kommen wir zur Mittagszeit mit den Pferden gerade aus dem Wasser, als direkt am Ufer eine wunderschöne Tafel gedeckt steht und wir nach dem Absteigen mit einem Glas Champagner in Empfang genommen werden. Da wir vom Durchschwimmen und Durchgaloppieren der Fluten bis über die Ohren nass sind, haben uns die Camp-Mitarbeiter vorausschauend ein Outfit aus unserem Zelt liebevoll zurecht gelegt, sodass wir das Essen trocken genießen können. Was für eine gelungene Überraschung!

Das ein oder andere Mal tauschen wir das Reiten am Nachmittag gegen einen Ausflug im Boot oder im Mokoro (ausgehöhlter Einbaum) ein und beobachten ein Nilpferd, Elefanten sowie Giraffen. Auf einer lustigen Angeltour fange ich als blutiger Anfänger schon nach dem zweiten Versuch einen Fisch (es sollte auch der einzige bleiben) – Anfängerglück.

Eine Nacht verbringen wir im Baumhaus, welches sich ein paar Bootsminuten vom Camp befindet. Als wir nach dem Abendessen dort eintreffen, erwarten uns auf dem von Paraffinlampen hell erleuchteten Deck unsere von Moskitonetzen überhangenen Matratzen. Wir freuen uns wie kleine Kinder auf die Nacht in den Baumwipfeln im Freien und genießen es den Geräuschen der afrikanischen Nacht noch intensiver zu lauschen als sonst und sich einfach mittendrin zu fühlen im Busch. Morgens werden wir sanft von den ersten Strahlen der aufgehenden Sonne aus dem Schlaf gekitzelt – es bietet sich uns mit dem ersten Augenaufschlag ein atemberaubender Blick auf das in sanftes Licht gehüllte Delta...

Die Tage im Okavango Delta werde ich nicht vergessen: Es herrscht einfach solch ein Friede hier - egal wo man hinblickt, unberührtes wildes Land und inmitten dem Ganzen eine Oase: Das Macatoo Camp, wo die Welt mehr als nur in Ordnung scheint. Auch die vielen gemeinsamen Stunden auf dem Pferd bei angeregten Gesprächen mit den Guides und John werden in Erinnerung bleiben sowie die lachenden Gesichter der gesamten Camp-Mitarbeiter, die ununterbrochen zuvorkommend und stets fröhlich waren.

Die Erwartungen an diese Safari im Garten Eden wurden letzten Endes nicht nur erfüllt, sondern weit übertroffen.

Lara von Breidenbach

Die Reise: Pferdesafari Okavango Delta