Reisebericht von Lara von Breidenbach, August 2012 -
Urlaub auf einer von einem deutsch-ungarischen Tierarzt-Pärchen liebevoll geführten Farm inmitten des vielseitigen Tansanias am Fuße des Kilimanjaro – das bedeutet flotte Ritte auf fantastischen Pferden durch tropisch anmutende Landschaft, über Kaffeeplantagen, durch Gemüse-Anbaugebiete, durch Flüsse und kleine Dörfchen - und dies alles mit Blick auf den mächtigen Kilimanjaro!
Ich werde am Kilimanjaro International Airport von Petra und Raffa bereits freudig erwartet. Nach einer 45-minütigen und teilweise holprigen Fahrt gelangen wir auf die Farm, auf der ich sogleich mit einem fruchtig-erfrischenden Willkommens-Cocktail in Empfang genommen werde, der mir auch nach jedem Ritt angeboten werden soll. Da mein Flug von Nairobi abends gelandet ist, komme ich im Dunkeln auf der Farm an und werde auf Pfaden durch dicht bewachsenes Farmgelände zu meinem Zimmer geführt – ich bin sehr gespannt wie das, was sich im Dunkeln nur als Schatten erahnen lässt, am nächsten Tag in Wirklichkeit wohl ausschauen wird. Mein Zimmer entpuppt sich als ein geräumiges und liebevoll gestaltetes Zeltcottage, das aus einem festen Unterbau besteht, an den sich Zeltwände anschließen, die schließlich von einem hohen und mit Bananenblättern gedeckten Dach abgelöst werden. Die fröhlich-gelben Wände sind bemalt mit lebensgroßen Bushbabies und Perlhühnern und auf der mit kleinen Elefanten bestickten Bettwäsche sind frische Blüten drapiert, die sich auch zusammen mit Kerzen in der großen Dusche, dem Bad und auf dem Schreibtisch finden. Auch die handgemachte Seife, die in ein Bananenblatt gewickelt ist, zeugt von der Liebe zum Detail, die auf der Farm vorherrscht. Zufrieden lasse ich mich in mein Bett fallen und freue mich über das Rascheln und Quiecken, das aus dem Busch durch die Zeltwände, die man öffnen kann, sodass man nur noch durch ein Moskitonetz von der Außenwelt getrennt ist, in mein Zimmer dringt. Nach dem ich mich frisch gemacht habe, tapse ich zusammen mit meiner Taschenlampe über die verschlungenen Wege zum Farmhaus, wo mich auf der Veranda bereits ein gedeckter Tisch erwartet. Nachdem Petra, die die Farm zusammen mit dem deutsch-ungarischen Tierarzt-Pärchen Eli und Laszlo sowie der ebenfalls deutschen Huforthopädin Claudia managt sowie die beiden Freiwilligen eingetroffen sind, die zur Zeit auf der Farm mit anpacken, komme ich erstmals in den Genuss der vorzüglichen Küche der Farm: Alles wird frisch und selbst zubereitet, das Fleisch stammt zumeist aus farmeigener Bio-Tierhaltung und auch bei den anderen Zutaten wird auf Umweltverträglichkeit Wert gelegt. Nach dem köstlichen Abendessen, das nur den Auftakt zu weiteren hervorragenden Mahlzeiten markiert, beobachte ich die Bushbabies, die vor dem Farmhaus in den Wipfeln der Bäume turnen. Nachdem ich auch noch Bekanntschaft mit dem sehr frechen Waisen-Bushbaby Yoda geschlossen habe, der mich kurzerhand in die Nase beißt, sinke ich müde in die weichen Kissen, freue mich über die Wärmflasche in meinem Bett und falle in einen tiefen Schlaf. Nein halt, da streift noch etwas an der Tür, und nun höre ich es auch miauen: Eine Katze bittet um Unterschlupf – den gewähr ich ihr natürlich gern!
Am nächsten Morgen höre ich eine heitere Stimme „Good morning“ rufen – ich schlage die Augen auf und blicke durch die Moskitonetz-Zeltwand auf eine in Sonnenlicht getauchte Veranda. Schnell husche ich aus dem Bett, denn ich weiß, dass der Weckruf gleichzeitig auch das Zeichen dafür ist, dass in dem Holzkasten vor dem Zeltcottage heißer Tee mit hausgemachten Keksen und einem Schälchen Milch für die Katze bereitstehen. Die Katze und ich machen es uns also auf der Veranda gemütlich und versuchen einen Blick auf den (noch) in Wolken gehüllten Kilimanjaro zu erhaschen, den man angeblich vom hier aus sehen kann. Diesen Morgen hält er sich bedeckt, doch bei der späteren Siesta soll ich Glück haben und ihn in seiner vollen Pracht bestaunen können. Endlich kann ich auch die Umgebung bei Tageslicht in Augenschein nehmen und bin begeistert: Tropische farbenfrohe Pflanzen wuchern, wo es nur geht.
Nach einem stärkenden Frühstück mit tansanischem Griesbrei, Früchten, selbst gemachtem Müsli und Brot geht es vorbei an Tiergehegen zu den Stallungen: Hier erwarten uns auf dem Gelände des Offenstalls mit großer Außenfläche bereits unsere gesattelten Gefährten und deren 20 Kumpanen, die um uns herumspazieren. Zusammen mit Petra und Raffa durchstreife ich auf Niño die nähere Umgebung der Farm, die von den Flüssen Kikafu und Makoa eingegrenzt wird. Neben Farm-Urlaub und Reitsafaris bauen Eli und Laszlo außerdem Kaffee an und züchten Rinder, weswegen wir über die Kaffeplantage reiten, aber wir kommen auch an großen Mais-, Tomaten-, Paprika-, Mango-, Bananen- und Sonnenblumenfeldern vorbei. Während unseres Ausritts durchqueren wir auch einige Flüsse, was besonders den Pferden Freude bereitet, die kräftig im Wasser planschen und hier gern länger verweilen würden. Außerdem treffen wir auf einige Einheimische, die gerade die Ernte einholen, vor ihren Hütten Wäsche aufhängen oder auch gerade Pause haben und sich auf dem Schulhof tummeln, den wir überqueren. Zwei kleine Knaben laufen uns auch eine Weile scheu hinterher und testen ihre Englisch-Kenntnisse. Es ist das erste Mal, dass ich ohne Gebiss reite – ich merke schnell, dass meine anfängliche Skepsis völlig unbegründet war. Von Niño und Ajai, den ich auf unserem Nachmittags-Ausritt reiten darf, bin ich hellauf begeistert – sie sind gut zu händeln, dennoch spürt man die Energie, die in ihnen steckt und die sie gern zeigen, wenn man sie dazu ermuntert. So genießen wir einige sehr flotte Galoppaden durch die Maisfelder und später auch auf weichen Wiesenwegen vor der Kulisse des Mount Meru und des Kilimanjaro, der nun aus den Wolken auftaucht und sich in seiner ganzen Schönheit präsentiert – ein unvergessliches Erlebnis auf den Kilimanjaro im Licht der untergehenden Sonne zuzugaloppieren!
Auf der Farm werden mir heute noch die einzelnen Bewohner vorgestellt, angefangen von frechen Äffchen und neugierigen Mangusten über scheue Esel, alles erdenkliche Federvieh, einen fauchenden Serval, ein faules Warzenschwein bis hin zu einem Impala, das sich das Gehege mit Ziegen teilt – eine ungewöhnliche Zusammensetzung. Die Tiere wurden von den Tierärzten gerettet und aufgenommen um sie aufzupäppeln und nach Möglichkeit wieder auszuwildern. Neben der Tierpflege haben sich Eli und Laszlo außerdem dem Umweltschutz sowie der Förderung der Einheimischen verschrieben. So werden die Stall-Mitarbeiter durch Ausbildung auf der Farm in die Lage versetzt, jedweden Pferdestall managen zu können. Die Farm möchte dadurch Sorge dafür tragen, dass sich landesweit gewisse Standards in der Pferdehaltung und –behandlung etablieren und freut sich daher, wenn ihre Angestellten beispielsweise zur berittenen Polizei wechseln und dort für bessere Verhältnisse in den Ställen sorgen. Da die Farm sich die nachhaltige Förderung des Tier- und Umweltschutzes zur Aufgabe gemacht hat, bezieht sie verstärkt die junge Generation mit ein. So wird im Rahmen einer Bush School Jugendlichen aus unterschiedlichen Schulen während einer Woche auf der Farm guter Umgang mit Tieren sowie der Umwelt vermittelt, sodass sie als „Botschafter“ in ihre Klassen zurückkehren können. Daneben haben Eli und Laszlo auch einen Waldkindergarten ins Leben gerufen, für den ein Lehrer angestellt ist, der mittags nach dem Kindergarten rund 50 verschiedene Umweltprojekte in Schulen und Dörfern leitet und betreut. Auch liegt den Tierärzten die Förderung von begabten Kindern am Herzen, weswegen sie versuchen Spender zu finden, die Kindern die International School finanzieren (momentan werden auf diese Weise 12 Kinder gefördert). Diejenigen dieser Kinder, die in der Nähe der Farm leben, kommen abends hierher um ihre Hausaufgaben zu erledigen, da es hier elektrisches Licht gibt. So lerne ich einige von ihnen kennen und unterhalte mich mit ihnen – ein paar erzählen mir, dass sie regelmäßig auch zum Reiten (lernen) auf die Farm kommen und die beiden Ältesten sind sogar schon auf Reitsafaris mitgeritten um ihr eigenes Land besser kennenzulernen, um zu verstehen, dass Gäste von so weit herkommen um die natürlichen Schätze Tansanias zu entdecken und um für den Erhalt der Fauna und Flora sensibilisiert zu werden.
Auch in der zweiten Nacht lässt sich die Katze das gemütliche Cottage sowie den Early Morning Tea bzw. die Early Morning Milk nicht entgehen. Da ich leider nur drei Tage Zeit habe um mir einen Eindruck vom Farm-Reiturlaub und den diversen angebotenen Reitsafaris zu verschaffen, durchqueren wir heute leider nicht zu Pferd, jedoch im Jeep das Reitsafari-Gelände. Zuerst führt uns unser Weg durch Chagga-Land, also durch tropische Vegetation und kleine Dörfer. Ein Highlight ist der Besuch von Tom, einer 170-jährigen Riesenschildkröte von den Seychellen, die nun auf der Kibo-Kikafu-Kaffee-Farm zu Hause ist, auf der wir bei dieser Gelegenheit auch noch eine kurze, interessante Führung erhalten. Weiter geht es durch Eukalyptushaine und über eine Avocado-Plantage hinein in den dichten Urwald des Kilimanjaro Forest Reserves, in dem wir bei einem kleinen Spaziergang auf verschlungenen Elefanten-Pfaden auch einen kurzen Blick auf den Schwanz eines der raren Seidenäffchen erhaschen können. Auf der Weiterfahrt bemerken wir, dass etwas mit einem unserer Vorderreifen nicht stimmt. Wir fahren die nächste Tankstelle an und wechseln den Reifen, bevor wir die tropische Zone verlassen und uns nach Durchquerung von Farmgebiet und Buschland der offenen Savanne zuwenden. Es wird immer trockener und irgendwann biegen wir auf eine staubige Straße ab, auf der der einzige Gegenverkehr aus freilaufenden Kühen und einem Masai auf dem Fahrrad besteht. Die Landschaft mit vereinzelten Akazien, Büschen und Kakteen sowie vulkanischen Hügelketten in der Ferne ist faszinierend. Es ist eine einsame Gegend – wir fahren an nur einer Ansammlung von Masai-Hütten vorüber. Schließlich gelangen wir auf der 4.500 Hektar großen Ndarakwai Ranch an, die einen wichtigen Teil des Amboseli-/Ngasurai-Ökosystems bildet und auf der sich sowohl einige Wildtiere ganzjährig, als auch einige vorübergehend im Rahmen der Wanderungen aufhalten. Wir haben Glück und treffen während unseres kurzen Besuchs auf eine Vielzahl von Antilopen, Zebras, Giraffen und Warzenschweinen. Unser Lunch erwartet uns mühevoll hergerichtet in einem Baumhaus, von dem aus man sich in der nur von ein paar sanften Hügeln durchbrochenen endlosen Weite verlieren kann. Aufgrund des Reifenwechsels sind wir verspätet und müssen uns recht sputen um nicht zu spät noch auf den Straßen unterwegs zu sein. Auf der Rückfahrt geben die Wolken den Blick auf den Kilimanjaro frei – immer wieder ein tolles Erlebnis!
Am nächsten Tag heißt es nach ausgedehnten Gesprächen leider schon Abschied nehmen – gern wäre ich länger geblieben um die Wildnis und Tiervielfalt auch vom Pferd aus noch zu erleben und an den diversen angebotenen Farm-Aktivitäten teilnehmen zu können, wie beispielsweise Ausflügen nach Arusha oder Moshi, zu den Hot Springs, zum Arusha Nationalpark, zum Lake Challa, zu einem Masaimarkt oder zu Chagga-Dörfern und kleinen Farmen in der näheren Umgebung. Mein Fazit: Ich bin begeistert, wie ernst die Farm ihren Auftrag den Tieren und der Umwelt gegenüber nimmt und die Einheimischen nicht nur mit einbezieht, sondern auch fördert. Was die Reiturlaube anbelangt, stellt es ein sehr individuell gestaltbares und vielseitiges Programm dar, welches die einzigartige Vielfalt von Tansania auf verschiedenen Reiterreisen erahnen lässt und unvergessliche Erlebnisse verspricht.
Lara von Breidenbach
Links zu den einzelnen Programmen:
Reiterhof am Kilimanjaro
Kilimanjaro Grosswild Reitsafari
Süd-West Kilimanjaro Reitsafari